SuGiS on Tour – Ausstellung ‚Sexualitäten und Geschlechter in Spiegel‘ on Tour
Das SuGiS on Tour Projekt führt die Anliegen des abgeschlossenen SuGiS Projekts weiter. Im abgeschlossenen Projekt wurde eine mobile Ausstellung auf 11 Roll-ups konzipiert, die die gesellschaftliche Normierung von gender und Sexualität thematisiert. Ziel der 21 Ausstellungstafeln ist aufzuzeigen, wie mit Sexualitäten, Geschlechtsidentitäten sowie Beziehungs- und Lebensmodellen in unterschiedlichen kulturellen und historischen Kontexten umgegangen wurde und wird. Was manchen heute in Deutschland als selbstverständlich erscheint, war nicht immer so und ist es in anderen kulturellen Bezügen erst recht nicht.
On Tour in Niedersachsen
Das SuGis on Tour Projekt schickt nun die Ausstellung durch Niedersachsen und organisiert ein zugehöriges Rahmenprogramm. Ab Ende August 2021 bis Februar 2022 gastiert die Ausstellung nach derzeitigem Planungsstand jeweils für ca. 3 Wochen in Wilhelmshaven, Wolfsburg, Oldenburg oder Lüneburg, Göttingen, Braunschweig und Hannover. Die genauen Termine, wann Sie die Ausstellung besuchen können, sowie Informationen über das Begleitprogramm veröffentlichen wir auf der Projekt-Homepage unter www.sugis.info . Dort finden Sie auch Einblicke in die Ausstellung und Video Mitschnitte der digitalen Eröffnungs-Reihe aus Mai 2021.
Interessierte Stellen, Vereine und Verbände können sich gern an den VNB e.V. wenden, um gemeinsam Veranstaltungen (Workshops, Vorträge) für die jeweiligen Kontexte zu organisieren. Falls Sie Interesse haben, die Ausstellung nach Februar 202 in ihre Stadt zu holen, können Sie uns ebenfalls gerne kontaktieren.
Inhalte der Ausstellung
Die Ausstellung verknüpft drei Linien. Die erste Linie thematisiert historische Veränderungen in der Bewertung und Regulierung von Geschlecht und Sexualität, z.B. in der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit in Europa. Es wird deutlich, dass der Umgang mit gleichgeschlechtlicher Sexualität sowie Trans* und Inter*geschlechtlichkeit eingebunden ist in die jeweiligen Epochen und deren Verständnis von Sexualitäten und Geschlechtern, das z.B. durch christliche Vorstellungen von Reinheit und Sünde oder den damaligen Stand der Wissenschaft beeinflusst wurde.
Die zweite Linie stellt transkulturelle, ethnographische Beispiele von gleichgeschlechtlichen Sexualitäten und Geschlechtern jenseits von Frau und Mann außerhalb von Europa vor. Hier wird deutlich, wie ähnliche Sachverhalte in verschiedenen kulturellen Bezügen sehr unterschiedlich beurteilt oder auch gesetzlich geregelt wurden und werden. Diese Perspektive zeigt wenig beachtete transkulturelle Verbindungslinien, wie den gewaltigen Einfluss von Kolonialismus auf außereuropäische Vorstellungen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, sowie unterschiedliche Sichtbarkeiten von gleichgeschlechtlicher Sexualität bei Männern und Frauen sowie von Trans*- oder Intergeschlechtlichkeit.
Die dritte Linie vermittelt einen Überblick über aktuelle LSBTI* Identitäten jenseits von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit in Deutschland. Hier werden Queer, Trans* und Inter*geschlechtlichkeit genauso thematisiert, wie Polygamie, Geschlechterrollen und Debatten um die Ehe, die heutige Lebensentwürfe und Vorstellungen von Normalität umreißen.
Ziele
Geschlechtsidentitäten, Sexualitäten sowie Beziehungs- und Lebensmodelle stellen zentrale Strukturkategorien dar, die in jeder Gesellschaft das Zusammenleben der Menschen regeln. Insofern hat jedes Individuum, egal mit welcher kulturellen Herkunft, Sexualität oder Geschlechtlichkeit sie*er sich identifiziert, eine Haltung zu diesen Strukturkategorien: Was gilt als ‚normal‘, was ist erlaubt und was nicht? Was wird wie und warum so bewertet? Die Ausstellung soll so zum Ausgangpunkt für die Schaffung von Begegnungen zwischen divers identifizierten Menschen – Heteros, Queers, of color, weiß, migrantisiert, mit und ohne Migrationsgeschichte, religiös oder nicht – jenseits der eigenen „Filterblase“ dienen, Wissen vermitteln und Verständnis ermöglichen. Unser Wunsch ist über diese Unterschiede, Veränderungen sowie herrschende gesellschaftliche und alternative Vorstellungen in den Austausch zu kommen. Auch soll der bewertenden Lesart, westliche LSBTI* Identitäten oder ein Coming Out als ‚fortschrittlich‘ zu verstehen und vielfältige Sexualitäten, Geschlechter und damit verbundene Identitäten anderswo als ‚rückständig‘, entgegengearbeitet werden – der Westen mit seiner globalen Macht und gewalttätigen Geschichte muss als Maßstab hinterfragt werden. Analytische Debatten und sensibler Dialog sollen an die Stelle von Parolen und Abwertungen der jeweils ‚Anderen‘ treten. Wir hoffen, so die Akzeptanz von Vielfalt zu fördern, um allen Menschen die freie selbstbestimmte Entfaltung ihrer Persönlichkeit zu ermöglichen. Eine zukünftige Gesellschaft wäre dann weniger heteronormativ, aber rassismussensibel und würde Menschen einladen, ihr Geschlecht und ihre Sexualität als Raum der Möglichkeiten zu sehen.
Den Flyer zum Projekt finden Sie hier.
Das Projekt wird von der VNB-Geschäftsstelle Göttingen verantwortet.
Projektleitung: Thomas Wilde
VNB Geschäftstelle Göttingen, Nikolaistraße 1c, 37073 Göttingen
E-Mail: sugis@vnb.de
Tel: 0551 50 76 46 14